"Reason must approach nature with the view, indeed, of receiving information from it, not, however, in the character of a pupil, who listens to all that his master chooses to tell him, but in that of a judge, who compels the witnesses to reply to those questions which he himself thinks fit to propose."
— Kant, Immanuel (1724-1804)
Author
Work Title
Date
1781, second ed. 1787
Metaphor
"Reason must approach nature with the view, indeed, of receiving information from it, not, however, in the character of a pupil, who listens to all that his master chooses to tell him, but in that of a judge, who compels the witnesses to reply to those questions which he himself thinks fit to propose."
Metaphor in Context
When Galilei experimented with balls of a definite weight on the inclined plane, when Torricelli caused the air to sustain a weight which he had calculated beforehand to be equal to that of a definite column of water, or when Stahl, at a later period, converted metals into lime, and reconverted lime into metal, by the addition and subtraction of certain elements; a light broke upon all natural philosophers. They learned that reason only perceives that which it produces after its own design; that it must not be content to follow, as it were, in the leading-strings of nature, but must proceed in advance with principles of judgement according to unvarying laws, and compel nature to reply its questions. For accidental observations, made according to no preconceived plan, cannot be united under a necessary law. But it is this that reason seeks for and requires. It is only the principles of reason which can give to concordant phenomena the validity of laws, and it is only when experiment is directed by these rational principles that it can have any real utility. Reason must approach nature with the view, indeed, of receiving information from it, not, however, in the character of a pupil, who listens to all that his master chooses to tell him, but in that of a judge, who compels the witnesses to reply to those questions which he himself thinks fit to propose. To this single idea must the revolution be ascribed, by which, after groping in the dark for so many centuries, natural science was at length conducted into the path of certain progress.
[Als Galilei seine Kugeln die schiefe Fläche mit einer von ihm selbst gewählten Schwere herabrollen, oder Torricelli die Luft ein Gewicht, was er sich zum voraus dem einer ihm bekannten Wassersäule gleich gedacht hatte, tragen ließ, oder in noch späterer Zeit Stahl Metalle in Kalk und diesen wiederum in Metall verwandelte, indem er ihnen etwas entzog und wiedergab; so ging allen Naturforschern ein Licht auf. Sie begriffen, daß die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurfe hervorbringt, daß sie mit Prinzipien ihrer Urteile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen müsse auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleichsam am Leitbande gängeln lassen müsse; denn sonst hängen zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigen Gesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muß mit ihren Prinzipien, nach denen allein übereinkommende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, was der Lehrer will, sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt. Und so hat sogar Physik die so vorteilhafte Revolution ihrer Denkart lediglich dem Einfalle zu verdanken, demjenigen, was die Vernunft selbst in die Natur hineinlegt, gemäß, dasjenige in ihr zu suchen (nicht ihr anzudichten), was sie von dieser lernen muß, und wovon sie für sich selbst nichts wissen würde. Hierdurch ist die Naturwissenschaft allererst in den sicheren Gang einer Wissenschaft gebracht worden, da sie so viel Jahrhunderte durch nichts weiter als ein bloßes Herumtappen gewesen war.]
(Preface to second edition of 1787)
[Als Galilei seine Kugeln die schiefe Fläche mit einer von ihm selbst gewählten Schwere herabrollen, oder Torricelli die Luft ein Gewicht, was er sich zum voraus dem einer ihm bekannten Wassersäule gleich gedacht hatte, tragen ließ, oder in noch späterer Zeit Stahl Metalle in Kalk und diesen wiederum in Metall verwandelte, indem er ihnen etwas entzog und wiedergab; so ging allen Naturforschern ein Licht auf. Sie begriffen, daß die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurfe hervorbringt, daß sie mit Prinzipien ihrer Urteile nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen müsse auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleichsam am Leitbande gängeln lassen müsse; denn sonst hängen zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigen Gesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muß mit ihren Prinzipien, nach denen allein übereinkommende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, was der Lehrer will, sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt. Und so hat sogar Physik die so vorteilhafte Revolution ihrer Denkart lediglich dem Einfalle zu verdanken, demjenigen, was die Vernunft selbst in die Natur hineinlegt, gemäß, dasjenige in ihr zu suchen (nicht ihr anzudichten), was sie von dieser lernen muß, und wovon sie für sich selbst nichts wissen würde. Hierdurch ist die Naturwissenschaft allererst in den sicheren Gang einer Wissenschaft gebracht worden, da sie so viel Jahrhunderte durch nichts weiter als ein bloßes Herumtappen gewesen war.]
(Preface to second edition of 1787)
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Provenance
Reading
Citation
Text from ebooks@adelaide. Translation by J.M.D. Meiklejohn <Link to ebook>.
Reading Kant's Critique of Pure Reason, trans. Paul Guyer and Allen Wood (Cambridge: Cambridge UP, 1998).
Reading Kant's Critique of Pure Reason, trans. Paul Guyer and Allen Wood (Cambridge: Cambridge UP, 1998).
Date of Entry
08/09/2013