"A secret sympathy had attached her to him from their first acquaintance; and now, after so long an intimacy, after passing through so many different scenes, the impression was engraved on her mind for ever."
— Goethe, Johann Wolfgang (1749-1832)
Place of Publication
Leipzig
Publisher
Weygand'sche Buchhandlung
Date
1774, rev. 1787, 1779 in English
Metaphor
"A secret sympathy had attached her to him from their first acquaintance; and now, after so long an intimacy, after passing through so many different scenes, the impression was engraved on her mind for ever."
Metaphor in Context
[At half an hour after six he went to Albert's; he found only Charlotte at home, who was much distressed at seeing him. She had, in conversation with her husband, mentioned with seeming negligence, that Werter would not, come there again till Christmas-eve; and very soon afterwards Albert ordered his horse, and notwithstanding the rain, set out in order to settle some business with a steward in the neighbourhood. Charlotte knew that he had for a long time delayed making this visit, which was to keep him a night from home. She felt his want of confidence, and was hurt. Alone, and full of sorrow, she recalled her past life, and found no cause of reproach either in her sentiments or her conduct, or with regard to her husband, from whom she had a right to expect happiness, and who was now the cause of her misery. She then thought of Werter, and blamed, but could not hate him. A secret sympathy had attached her to him from their first acquaintance; and now, after so long an intimacy, after passing through so many different scenes, the impression was engraved on her mind for ever. At length her full heart was relieved by tears, and she fell into a soft melancholy, in which she was quite wrapt and lost; when with infinite astonishment and emotion she heard Werter upon the stairs, asking if she was at home. It was too late to deny herself, and she had not recovered her confusion when he came in. "You have not kept your word," she cried out.--"I did not promise any thing," he answered.--"But for both our sakes," said Charlotte, "you should have granted what I asked of you."—She sent to some of her friends, and desired them to come, that they might be witnesses of the conversation; with the idea too, that Werter, thinking himself obliged to wait upon them home, would go away the sooner.
(Vol. II, following Letter LXXVII [December 20], pp. 126-9)
Es war wie im Vorübergehn in Alberts Gegenwart gesagt worden, daß Werther vor Weihnachtsabend nicht wieder kommen werde, und Albert war zu einem Beamten in der Nachbarschaft geritten, mit dem er Geschäfte abzutun hatte, und wo er über Nacht ausbleiben mußte. Sie saß nun allein, keins von ihren Geschwistern war um sie, sie überließ sich ihren Gedanken, die stille über ihren Verhältnissen herumschweiften. Sie sah sich nun mit dem Mann auf ewig verbunden, dessen Liebe und Treue sie kannte, dem sie von Herzen zugetan war, dessen Ruhe, dessen Zuverlässigkeit recht vom Himmel dazu bestimmt zu sein schien, daß eine wackere Frau das Glück ihres Lebens darauf gründen sollte; sie fühlte, was er ihr und ihren Kindern auf immer sein würde. Auf der andern Seite war ihr Werther so teuer geworden, gleich von dem ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft an hatte sich die Übereinstimmung ihrer Gemüter so schön gezeigt, der lange dauernde Umgang mit ihm, so manche durchlebte Situationen hatten einen unauslöschlichen Eindruck auf ihr Herz gemacht. Alles, was sie Interessantes fühlte und dachte, war sie gewohnt mit ihm zu teilen, und seine Entfernung drohete in ihr ganzes Wesen eine Lücke zu reißen, die nicht wieder ausgefüllt werden konnte. O, hätte sie ihn in dem Augenblick zum Bruder umwandeln können, wie glücklich wäre sie gewesen! Hätte sie ihn einer ihrer Freundinnen verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können, auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen! Sie hatte ihre Freundinnen der Reihe nach durchgedacht und fand bei einer jeglichen etwas auszusetzen, fand keine, der sie ihn gegönnt hätte.
Über allen diesen Betrachtungen fühlte sie erst tief, ohne sich es deutlich zu machen, daß ihr herzliches, heimliches Verlangen sei, ihn für sich zu behalten, und sagte sich daneben, daß sie ihn nicht behalten könne, behalten dürfe; ihr reines, schönes, sonst so leichtes und leicht sich helfendes Gemüt empfand den Druck einer Schwermut, dem die Aussicht zum Glück verschlossen ist. Ihr Herz war gepreßt, und eine trübe Wolke lag über ihrem Auge.
So war es halb sieben geworden, als sie Werthern die Treppe heraufkommen hörte und seinen Tritt, seine Stimme, die nach ihr fragte, bald erkannte. Wie schlug ihr Herz, und wir dürfen fast sagen zum erstenmal, bei seiner Ankunft. Sie hätte sich gern vor ihm verleugnen lassen, und als er hereintrat, rief sie ihm mit einer Art von leidenschaftlicher Verwirrung entgegen: »Sie haben nicht Wort gehalten«.--»Ich habe nichts versprochen« war seine Antwort.--»So hätten Sie wenigstens meiner Bitte stattgeben sollen«, versetzte sie, »ich bat Sie um unser beider Ruhe«.
(Vol. II, following Letter LXXVII [December 20], pp. 126-9)
Es war wie im Vorübergehn in Alberts Gegenwart gesagt worden, daß Werther vor Weihnachtsabend nicht wieder kommen werde, und Albert war zu einem Beamten in der Nachbarschaft geritten, mit dem er Geschäfte abzutun hatte, und wo er über Nacht ausbleiben mußte. Sie saß nun allein, keins von ihren Geschwistern war um sie, sie überließ sich ihren Gedanken, die stille über ihren Verhältnissen herumschweiften. Sie sah sich nun mit dem Mann auf ewig verbunden, dessen Liebe und Treue sie kannte, dem sie von Herzen zugetan war, dessen Ruhe, dessen Zuverlässigkeit recht vom Himmel dazu bestimmt zu sein schien, daß eine wackere Frau das Glück ihres Lebens darauf gründen sollte; sie fühlte, was er ihr und ihren Kindern auf immer sein würde. Auf der andern Seite war ihr Werther so teuer geworden, gleich von dem ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft an hatte sich die Übereinstimmung ihrer Gemüter so schön gezeigt, der lange dauernde Umgang mit ihm, so manche durchlebte Situationen hatten einen unauslöschlichen Eindruck auf ihr Herz gemacht. Alles, was sie Interessantes fühlte und dachte, war sie gewohnt mit ihm zu teilen, und seine Entfernung drohete in ihr ganzes Wesen eine Lücke zu reißen, die nicht wieder ausgefüllt werden konnte. O, hätte sie ihn in dem Augenblick zum Bruder umwandeln können, wie glücklich wäre sie gewesen! Hätte sie ihn einer ihrer Freundinnen verheiraten dürfen, hätte sie hoffen können, auch sein Verhältnis gegen Albert ganz wieder herzustellen! Sie hatte ihre Freundinnen der Reihe nach durchgedacht und fand bei einer jeglichen etwas auszusetzen, fand keine, der sie ihn gegönnt hätte.
Über allen diesen Betrachtungen fühlte sie erst tief, ohne sich es deutlich zu machen, daß ihr herzliches, heimliches Verlangen sei, ihn für sich zu behalten, und sagte sich daneben, daß sie ihn nicht behalten könne, behalten dürfe; ihr reines, schönes, sonst so leichtes und leicht sich helfendes Gemüt empfand den Druck einer Schwermut, dem die Aussicht zum Glück verschlossen ist. Ihr Herz war gepreßt, und eine trübe Wolke lag über ihrem Auge.
So war es halb sieben geworden, als sie Werthern die Treppe heraufkommen hörte und seinen Tritt, seine Stimme, die nach ihr fragte, bald erkannte. Wie schlug ihr Herz, und wir dürfen fast sagen zum erstenmal, bei seiner Ankunft. Sie hätte sich gern vor ihm verleugnen lassen, und als er hereintrat, rief sie ihm mit einer Art von leidenschaftlicher Verwirrung entgegen: »Sie haben nicht Wort gehalten«.--»Ich habe nichts versprochen« war seine Antwort.--»So hätten Sie wenigstens meiner Bitte stattgeben sollen«, versetzte sie, »ich bat Sie um unser beider Ruhe«.
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Provenance
Google Books
Citation
An international bestseller with 27 entries for the uniform title "Leiden des jungen Werthers. English" in the ESTC (1779, 1780, 1781, 1782, 1783, 1784, 1785, 1786, 1787, 1788, 1789, 1790, 1791, 1793, 1794, 1795, 1796, 1799).
I consulted, concurrently, the German and eighteenth-century English translations. See Johann Wolfgang von Goethe, The Sorrows of Werter: a German Story. 2 vols (London: Printed for J. Dodsley, 1779), <Link to ECCO>. But, note, the translation is not always literal; the translator repeatedly tones down Werther's figurative language (especially, it seems, in the second volume): "A few expressions which had this appearance [of extravagance] have been omitted by the French, and a few more by the English translator, as they might possibly give offence in a work of this nature" (Preface).
Searching English text from a 1784 printing (Dodsley, "A New Edition") in Google Books <Link to volume I><Link to voume II>
Reading Die Leiden des jungen Werther (Stuttgart: Reclam, 2002). German text from http://gutenberg.spiegel.de/buch/3636/1. Printed in 1774 in Leipzig, Weygand'sche Buchhandlung.
I consulted, concurrently, the German and eighteenth-century English translations. See Johann Wolfgang von Goethe, The Sorrows of Werter: a German Story. 2 vols (London: Printed for J. Dodsley, 1779), <Link to ECCO>. But, note, the translation is not always literal; the translator repeatedly tones down Werther's figurative language (especially, it seems, in the second volume): "A few expressions which had this appearance [of extravagance] have been omitted by the French, and a few more by the English translator, as they might possibly give offence in a work of this nature" (Preface).
Searching English text from a 1784 printing (Dodsley, "A New Edition") in Google Books <Link to volume I><Link to voume II>
Reading Die Leiden des jungen Werther (Stuttgart: Reclam, 2002). German text from http://gutenberg.spiegel.de/buch/3636/1. Printed in 1774 in Leipzig, Weygand'sche Buchhandlung.
Date of Entry
07/15/2013